Der Kirchboot-Sommer auf der Havel rund um Fürstenberg
Startpunkt unserer Rudertour war der Kulturgasthof Alte Reederei in Fürstenberg an der Havel. Die Reederei verfügte über eine eigene Bootsanlegestelle mit idealem Liegeplatz für unser 12 m langes Kirchboot sowie mehrere Wäschetrockner, die noch intensiv zum Einsatz kommen sollten....
Episode 1 - Der Weg ist das Ziel
Am Donnerstag starteten wir bei bestem Sonnenschein über diverse weitläufige Seen in Richtung Hausbrücke Ahrensberg. Der Alltag in weite Ferne gerückt. Eintauchen in die Natur mit sattem Grün und Aussicht auf stolze Reiher am Flußufer.
Die Energie im Boot wurde immer wieder mit Würstchen, Manna und Kinderschokolade sichergestellt. Dies war auch bitter nötig, denn das Wetter schlug um und wir erreichten mit einer ersten „Durchnässung“ unser Mittagsziel und Umkehrpunkt „ Beim Fischer“.
Trotz Soljanka und leckeren Fischbrötchen ergab der ständige Wettercheck keine kurzfristige Wetterbesserung. Frei nach dem Motto: „Wir sind doch nicht aus Zucker“, stellten wir uns dem Rückweg und gaben unserem Kirchboot bei jeder Gelegenheit die Sporen. Der Abend brachte neben griechischen Genüssen drei volle Wäschetrockner…..
Episode 2 - Der Schleusenwettkampf
Der Folgetag startete wieder mit strahlendem Sonnenschein. Die erhoffte schnelle 1. Schleusung wurde durch „Vorrang Berufsschifffahrt“ jäh gestoppt, aber mittels Schleusenyoga im Boot kurzweilig überbrückt.
Dann ging es voller Elan über Himmelpfort - 2. Schleusung - nach Lychen zur Mittagspause. Viel Zeit blieb nicht, nur ein schneller Besuch in einem Kaffee und lieber schnell zurück, weil in die Schleuse Himmelpfort nur zwei Boote unserer Länge passten. Diese folgten uns ab Lychen in Gestalt von zwei Motorbooten. Um Wartezeit zu vermeiden, packten wir erneut das Geschwindigkeitspotential der jetzt 12 RuderInnen aus……und es gelang….jedoch nicht ganz regenfrei, somit 2.Wäschetrocknerrunde über Nacht.
Episode 3 - Die Entwicklung neuer Steuertechniken
Der ruderische und kulinarische Höhepunkt war sicher der Samstag:
Von Fürstenberg ging es zur Schleuse Regow. Die zum Teil sehr kurvenreiche Strecke gab Inspiration zur Entwicklung von neuen Steuertechniken. Tief in der Tradition des sportlichen Kirchbootrudern verwurzelt war Abbremsen lassen vor den Kurven für die Steuerfrau keine Option. Besser auf der einen Seite stark überziehen und am anderen Bord leicht stoppen.
Mit dieser neuen Technik, die als "Inge Eck Manöver" in die Ruderannalen einging, war die sehr kurvenreiche Strecke schnell im Driftmodus geschafft. Sowohl Steuerfrau als auch Mannschaft haben sich schnell in die neue Technik eingearbeitet, alles Naturtalente.
So war das Ziel der Tour, der Capriolenhof, schnell erreicht. Eine Ziegenfarm im Nirgendwo mit vielen verschiedenen köstlichen Käsesorten und fluffigen Käsekuchen aus Ziegenmilch.
Wir sollten die Stärkung brauchen, denn „Nomen est Omen“ setzte beim Losfahren der schon bekannte Regen ein und entwickelte sich rasant zum ausgewachsenen Starkregen weiter. Die Aussenstelle des Berliner Ruderclubs "Hevella" in Bredereiche war unsere Rettung. Trotz des sehr kurzfristigen Besuchs wurden wir mit Kaffee und Keksen und viel Mitgefühl erwartet. Wir konnten uns umziehen, aufwärmen und im Trockenen auf den Rufbus warten.
Der kulinarische Höhepunkt kam dann am Abend im Mühlen-Restaurant von Neu-Tornow, derweil in der Alten Reederei die 3. Wäschtrocknerrunde lief….
Episode 4 - wenn die Slipanlage ruft…
Der Rufbus brachte uns Tags drauf zurück zum Boot. Schnell das Wasser aus dem Boot geschöpft und ab bei - natürlich - Sonnenschein. Ziel war noch einmal Himmelpfort, wo wir die Kirche und den Sitz des Weihnachtsmanns nebst Wunschbriefkasten besichtigten.
Eine bedrohliche Wolkenwand über dem Stolpsee ließ uns auf dem Rückweg nochmal etwas Gas gegeben und mit 13 Rudernden erreichten wir mit 12 km/h unser Vmax. Letztes Schleusen, danach Reinigen und Verladen des Bootes.
Episode 5 - FAZIT:
Bis auf ein paar Kleinst-Blessuren waren Boot und Mannschaft unversehrt; wir haben komfortabel gewohnt und sehr gut gegessen; prima Stimmung; viel Natur; spätsommerliche Sonnenstunden; weitgehend leere Gewässer und wenig Wartezeiten an den Schleusen; angenehme Rudertemperaturen, dank ausreichend Ersatzkleidung und Trockner war auch der Regen gut zu überstehen; gute Teamarbeit im kommunikativen Boot; die Besatzung war sich einig: eine tolle Fahrt!
Letztlich konnte aber doch nicht alles in Gänze geklärt werden:
- Was war eigentlich in diesem megaschweren Werkzeugkasten der immer mitgeschleppt wurde? …..Zumindest kein Hammer.
- Schützen Golf-, Segel- oder Ruderkleidung besser gegen Regen?
- Und: wohnt der Weihnachtsmann nicht eigentlich in Lappland?
Alles genug Gründe im nächsten Jahr erneut ins Boot zu steigen, neue Erfahrungen zu machen und Spaß zu haben.
Text/Photos: Konstanze/Elke/Jutta