09. bis 16. August 2019
Dresden Anno 2019: Nach einer plattfußwürdigen Besichtigung der Dresdner Altstadt inklusive beeindruckender Führung durch den Panometer mit 360° Photorama über die Dresdner Bombennacht, tafelte am Abend eine buntgemischte Schar MRSV RudererInnen ausgelassen im mittelalterlichen Sophienkeller. Froh darüber, schwergängige Rollsitze, dickgriffige Skulls und fast 200 km hinter sich gelassen zu haben, bemerkte keiner den sich nähernden stattlichen Mann mit der weiß gelockten Perücke und der prachtvollen Garderobe. Formvollendet erkundigte er sich, ob das Essen munde und ob noch Wünsche offen wären. Alles bestens, versicherte die Schar, worauf der Mann sich freundlich verabschiedete und diebisch freute, dass niemand seine wahre Identität erkannt hatte...
...nett, dass der Kurfürst August mal vorbeigeschaut hat, bemerkte die Schar und blickte dem sich entfernenden Mann hinterher.
Halt! Das war denn doch etwas zu schnell, beginnen wir doch lieber am Beginn der Reise und der fand am Freitag, den 9.8. an Gleis 26 des Münchner Hauptbahnhofs statt. Voller Vorfreude bestieg eine siebenköpfige Vorhut den ALEX nach Prag. Knotenfloh und Flüssiges hielt die Laune der Zugfahrer sommerlich hoch.
Schnell im Hotel Modrá Růže eingecheckt und ab in das abendliche Menschengewühl der Prager Altstadt, mit kulinarischem Ende in einem Wirtshaus am Altstädter Ring.
Voller Tatendrang stürzte sich die Gruppe nach dem Samstags Frühstück auf die ihr von Rolf zugeteilten Aufgaben. Am Nachmittag stand eine Stadtführung auf der ToDo-Liste, aber die Rückkehr der Boot-Aufrigger-Gruppe blieb aus. Fragende Gesichter der Wartenden bis endlich der Bus des Meißner Rudervereins mit den Vermissten auftauchte.
Die Erklärung der Verspätung ließ die die Gesichter noch länger werden: Eine weitere Schleuse auf der Moldau sei wegen Renovierung kurzfristig außer Betrieb und damit der morgige Tourbeginn auf der Moldau unmöglich. Die Ruderboote lägen jetzt bereits in Melnik. Ungläubiges Staunen der Gruppe.
Während der nachfolgenden Stadtführung telefonierte Ecki unermüdlich und nach dem abendlichen Essen im berühmten Prager Gemeindehaus, präsentierte er seinen Vorschlag, von Prag nach Melnik zu radeln. Die allgemeine Begeisterung mündete in der nächsten - und nicht letzten - Dunkelbierrunde.
Am Sonntagmorgen stand die Gruppe dann nicht wie geplant an der Moldau, sondern vor einem Prager Radlverleih. Zügig mit Radl und Helm bestückt, suchten wir unseren Weg hin zur Moldau, die wir bis zur Mündung in die Elbe bei Melnik, entlang radeln wollten. War der Radlweg auf den ersten Kilometern gut ausgebaut und mit Stopp-erzwingenden Obstbäumen gespickt,
glich er ab Klecánky bis zur Mittagsrast in der Marina Vltava mehr einem Crosspfad als einem Radlwanderweg. Pizzagestärkt wurden die letzten Kilometer bis Melnik in Angriff genommen, vorbei an wunderschönen barocken Schlössern, Moldauüberquerung per Treidelfähre und als finaler und konditioneller Höhepunkt: der steile Anstieg hinauf zur Melniker Altstadt (wohl dem, der über ein E-Bike verfügte ;-). Der Lohn: ein wunderschöner Ausblick über Elbe mit Moldaueinmündung.
Montag: Endlich rudern! Nach letzten Restarbeiten (leider reisten die Stemmbrettschrauben mit dem Meißener Bus wieder zurück nach Meißen), die Wolfgang und Ecki souverän via Baumarkt lösten, tauchten unsere Boote beim Melniker Ruderclub endlich in die Elbefluten.
45 km mit 4 Schleusen bis Litoměříce lagen vor uns. Nach der ersten Schleuse glich die Elbe kurzfristig Kühlwasser bedingt einem Thermalbad - sehr angenehm für kalte Füße - abgelöst von einer außerordentlichen Regen bedingten Pause beim VKS Stětí. Kultur- und Aufwärmpause mit Kaffee und Kuchen in Roudnice. Nach Passieren der vierten Schleuse mobilisieren die BootsmannFrauschaften letzte Reserven zum Raustragen der Boote bei der Ruderabteilung vom TJ Slavoj Litoměřice. Spätes Abendessen im Grand Hotel Salva, zum Nachtisch reicht es nicht mehr. Grund: Küche geschlossen!
Ein strahlender Morgen begrüßt die KulturrudererInnen am Dienstag. Voller Elan werden die Boote zu Wasser gelassen. Neu eingeteilte Crews nehmen ihre Bootsplätze ein und ab geht die flotte Fahrt hin zur Porta Bohemica, die Böhmische Pforte. Unbeeindruckt von den Bergen des Böhmerwalds bzw. der Böhmischen Schweiz hat sich hier die Elbe schlangenförmig den Weg gen Westen gegraben.
Unterhalb der Burg Schreckenstein Mittagspause. Die Tagesration verschwindet rückstandslos in den hungrigen Mägen. Die letzte Schleuse der Tour öffnet ihre Tore, danach fängt die Elbe an zu strömen, zieht uns flugs durch die enge, flache Stadtpassage von Ústí und schiebt uns mit Schwung durch die kurvige Hügellandschaft. Das Etappenende naht, doch wo ist der Steg des VKS Děčín? Unser Guide Wolfgang beruhigt uns: der Steg kommt gleich. Und in der Tat, wir, die wir 20 Meter strömungsfreie Steglänge gewohnt sind, können es fast nicht glauben, dass dieser knapp 6 m lange und nicht mal 2 m breite elbeumströmte Gitterponton ein Steg sein soll! Ein kühles Abendbier beim tschechischen Inder belohnt unsere Steuerleute.
Gleich nach dem Start am Mittwoch beeindruckt das beidseitig beginnende Elbsandsteingebirge. Elbe Kilometer Null: Die deutsche Kilometrierung beginnt. Linkes Ufer Deutsch, rechtes Ufer Cesko. Ab Schmilka rudern wir auf deutschem „Boden“, das Ufer gesäumt von pittoresken Pensionen. Vorbei an Bad Schandau, mit der ältesten noch betriebenen Straßenbahn Deutschland, bis nach Königstein.
Eine Kurve nach der nächsten. Mittagspause mit Blick auf die imposante Festung Königstein. Nach der Pause fordert die Gierseilfähre Rathen hinter einer schwer einsehbaren Kurve die Steuerleute zu schneller Reaktion mit Wendemanöver. Wunderschöner Blick auf die über Rathen thronende Bastei mit Basteibrücke.
In Wehlen öffnet sich das Elbsandsteingebirge, gibt den Blick auf blühende Landschaften frei und nach Unterfahrung der Pirnaer Stadtbrücke ist das Etappenende beim Pirnaer Ruderverein von 1872 ist erreicht. Mit Stadtführung durch Pirna beginnt das Abendprogramm und endet mit Hochprozentigem im historischen Keller des Romantik Hotels deutsches Haus.
Start am Donnerstag: Pirnaer Ruderverein, Ziel: Meißner Ruderclub "Neptun" 1882 e.V. Dazwischen das wunderschöne Schloss Pillnitz, die eindrucksvolle Stadtpassage Dresdens mit Blauem Wunder, den drei Schlössern Eckberg, Ligner-Schloss und Albrechtsberg, die Brühlsche Terrasse, die Frauenkirche, das Residenzschloss mit Zwinger, die Semperoper usw., usw… Elbpegelstand 74 cm!
Scharfer Gegenwind nach Übigau zwingt zu erhöhtem Kalorienverbrauch, der mit einer Brotzeit an der Gohliser Windmühle wieder aufgefüllt wird. Vorbei an Radebeul mäandert die Elbe fleißig weiter bis die Bosselspitze an Steuerbord den Beginn von Meißen und das Ende der Fahrt nach fast 200 km ankündigt. Wieder mal prüft ein kurzer Steg in der Außenkurve mit maximaler Strömungsgeschwindigkeit unsere Steuerleute, die diese Prüfung aber gekonnt meistern. Mittels Wägelchen werden die Boote zum Bootshaus des Meißner RuderClub „Neptun“ gekarrt und nach intensiver Reinigung in die diversen Bootshallen gepuzzelt. Die Gaststätte Zur Alten Schmiede & Goldenen Anker bietet Ankerplatz für Abend und Nacht.
Freitag, 16.08.2019: Siehe Beginn des Berichts…..
Finale am Samstag: Tagsüber schlendert ein Teil der Gruppe noch etwas in Meißen umher, mit Besuch der Porzellanmanufaktur und Altstadt Weinschänke, Nachmittags gehts dann auf die Rückreise. Schee war`s,
Dem Tourleiter Rolf (+ Wolfgang/Meißen) danken für dieses barocke Kulturrudern: Claudia, Sabine (MRC), Janni, Eva, Anke, Jutta, Christiane, Nicola, Stephan, Inge, Max, Thomas und Hermann
(Text: Thomas Bör; Photos: Alle)
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