Nein, nur die Flüsse Barrow, Noire und Suir und ein kleines Städtchen namens Graiguenamanagh (sprich: Greinamanack oder Greinamanah) im Südosten Irlands. Waren sie die Ersten? Nein, zuvor kamen 1167 n.Chr. die Wikinger vorbeigerudert, waren von der Landschaft begeistert und wurden ganz gegen ihre Gewohnheiten erstmal seßhaft. Sie lernten Bier brauen, Whiskey zu destillieren und Wolle zu produzieren. Dabei halfen auch die ortsansässigen Mönche, die später aber nach Regensburg umzogen.
Von dort ging die Kunde über ruderfähige Flüsse zwar nicht verloren, aber es brauchte doch einige Jahrzehnte, bis unser Rolf Louis über diese reizvolle Gegend erfuhr und Ende 2017 den Startschuss gab, es den Wikingern gleichzutun. Er fand 16 unternehmungsfreudige MRSVler/innen und im Mai 2018 startete das Unternehmen „discover the three sisters“. So heißen die drei Flüsse, die es zu entdecken galt. Vor den sportlichen Tagen war aber erst Kultur in Dublin mit abendlichen Gesangsrunden und angewandten Destillerieübungen angesagt.
So bestens vorbereitet, sprachlich und stimmlich, reisten wir per Bus über typisch enge irische Straßen - die uns in den nächsten Tagen weiteres auf und ab bescheren sollten - am 26.5. nach Graiguenamanagh. Dort empfing uns unser irischer Tourmanager Brian Roberts - gleichzeitig Kapitän (= Rudervorstand) des ortsansässigen Graiguenamanagh Rowing Club - mit seiner Frau Bridget und weihte uns in die Tourenabfolge der nächsten sechs Tage sowie in die Anzahl der örtlichen Pubs ein.
Sonntag 27.5.: Der erste Rudermorgen begann gleich mit einer Planänderung, wie uns “godfather“ Fridtjof offenbarte: die Tourrichtung sei geändert und die für Irland obligatorische wetterfeste Bekleidung könne eingepackt bleiben, es sei gutes Ruderwetter vorhergesagt! Die „godfather“ waren eine nette Idee von Rolf. Sie bereiteten die jeweiligen Tagestouren vor und gaben kulturelle und nichtruderische Tipps rund um die Tagestouren. Also rein in den Bus und ab nach New Ross, von wo aus viele Iren nach Amerika auswanderten, auch die damals noch unbekannte Familie Kennedy. Im New Ross Boat Club erwartete uns Andrew (auch ein Kapitän), der uns die nächsten Tage im Sicherungsboot und als Schleusenwärter begleiten würde.
Der Barrow ist in New Ross gezeitenbeeinflusst und entgegen unserer sonstigen Gewohnheit flußabwärts zu rudern, ging es mit der gewaltig am Steg vorbeifließenden Flut flußaufwärts und schob uns nach der Abzweigung auf den Noire rasch dem Tagesziel Inistioge entgegen. Brian hatte eine perfekte, kaiähnliche Anlegestelle ausgewählt, doch wir waren leider zu früh am Ziel. Der Wasserstand war noch zu niedrig und wir mussten unsere Boote über die Sliprampe rausnehmen. Später, als alle Boote wieder auf dem Hänger festgezurrt waren, konnten wir sehen, wie wir trockenen Fußes aus unseren Booten hätten aussteigen können……
Montag, der 28.5.: Der Blessington Lake südlich von Dublin war heutiges Ziel. Wieder Bus fahren, enge holprige Straßen und dann die Belohnung: ein traumhafter Rudersee - eigentlich Trinkwasserspeicher für Dublin - dennoch Rudern erlaubt, aber Baden verboten! Zusätzlich eine Ruderregattastrecke mit Albano-System, aber sehr flaches Wasser. Ein- und Aussteigen auf dem Kiesstrand, d.h. erneut nasse Füße.
Bedingt durch die Gruppengröße hatten wir einen Renn-Doppelzweier dabei, den heute Rolf und Thomas ausprobieren durften. Rolf saß nach 25 Jahren zum ersten Mal wieder in einem Rennboot, war anfänglich etwas angespannt, was sich nach kurzer Zeit aber vollständig legte. Der Blessington Lake ähnelt einem ausgebreiteten Schmetterlingsflügel und so ruderten wir erst den einen Flügel, dann den anderen Flügel aus.
Wieder schien den ganzen Tag die Sonne, was die entsprechenden Creme-Vorräte rasch schrumpfen ließ. Aber auch ein anderer Wetterfaktor begleitete uns ab mittag, der irische Wind, der uns teils schob, teils bremste. Am Ende des Tages: Anlanden, abriggern, aufladen, rein in den Bus und zurück über die besagten Straßen.
Dienstag, 29.5.: Es wurde ernst: 10 Schleusen inklusive einer Doppelschleuse waren heute auf dem Barrow zu bewältigen, alle manuell per Hand zu bedienen!
Heute fungierte Andrew als Schleusenwärter mit Verstärkung durch Paul vom Carlow Rowingclub und später auch durch Jonathan. Die Einsatzstelle in Gorresbridge war eigentlich optimal, nur dass Brian grübelnd am Ufer stand und meinte, vor einer Woche wäre der Wasserstand noch viel höher gewesen…. Also wurde der Einstieg zu einer kleinen Kletterpartie, besonders für Hermann und Robert, die heute auserkoren waren, mit dem Zweier die Schleusen zu meistern. Dies taten sie mit Bravour und erreichten heil und unbeschadet das heutige Tagesziel in Graiguenamanagh.
Was nicht einfach war, denn neben den schmalen Schleusentoren waren auch die Zufahrtskanäle eng und oft mit Schilfgras zugewuchert. Tiefhängende Äste und Steine taten ein Übriges. Zudem strömte im Unterwasser einiger Schleusen Überlaufwasser seitlich in den Kanal und versetzte die Boote ohne Chance auf ein Ausweichen schlagartig.
Mittwoch, 30.5.: Heute ruderfreier Tag und Tagesausflug nach Kilkenny mit Bike-Tour begleitet von Tourmanager Brian. Alle sind entspannt und gespannt auf die abschließende Führung in der Walsh Whiskey Destillerie Royal Oak. Die blitzblanken Kupferbottiche beeindrucken, ebenso die informative Führung und der Genuß des abschließenden Probierschlucks… der „Writers Tears“ kam bei den Tagesgodfathern Alex und Dierk am besten an bzw. die Kehlen runter.
Donnerstag, 31.5.: Folgeetappe Graiguenamanagh bis New Ross. Einsteigen ohne nasse Füsse und anschließend vier Schleusen bis St. Mullins. Heute mit Conny und Thomas im Zweier. Auch hier verlief alles reibungslos, schleusen in Gig-Booten ist aber entspannter. Andrew mit Paul und Jonathan bildeten wieder die Schleusencrew. Always row left! Ab St. Mullins ist der Barrow wieder gezeitenabhängig und nach der Teepause waren alle Boote mit Strömung und ablaufenden Wasser wieder flott unterwegs.
Das Flussbett wurde mit der Zeit immer schmaler und am New Ross Boat Club angekommen, wurde allen bewusst, warum deren Steg soweit in den Fluss hinausragte. Das Stichwort hieß: Schlick ohne Ende.
Boote abriggern, aufladen, Snack im Auswanderungsmuseum, rein in den Bus und zurück nach Graiguenamanagh. Allerdings noch nicht ins Waterside, sondern in die örtliche wool mill. In der Wollmanufaktur bekamen wir eine interessante Einführung in die Wollverarbeitung, die immer noch auf nahezu antiken Maschinen erfolgt.
Freitag, 1.6.: letzter Rudertag, heute auf dem River Suir. Start nach holperiger Busfahrt in Carrick on Suir. Wieder nasse Füsse, aber dann flotte Fahrt mit ablaufendem Wasser gen Waterford. Leider versteckte sich die Sonne heute ein wenig und dunkle Regenwolken kamen bedrohlich nahe, aber der Wind schob die Wolken von uns weg, jedoch die Wellen uns entgegen. Teepause mit scenic view über viel Landschaft. Aussteigen trotz nasser Füsse ohne Probleme, aber zum Einsteigen hat der River Suir uns eine breite Schlickrampe hinterlassen. Die Crocs-Beschuhten schlitterten ungebremst abwärts gen Wasser. Paul hatte eine rettende Idee, schob den Schlamm beiseite und wir gelangten langsam, aber dadurch sicher in unsere Boote.
Auch die Sonne war begeistert, erschien wieder in voller Pracht und begleitete uns bis zum Ende der Tour in Waterford. Dort war Andrew fleißig und hatte die Sliprampe nahezu komplet entschlammt. Trotzdem wurde das Hinauftragen der Boote eine schlammige und rutschige Angelegenheit. Doch Ende gut, alles gut. Boote heil abgeriggert, aufgeladen, Lunch verspiesen und ab mit dem Bus Graiguenamanagh. Der Abend im Waterside endete feuchtfröhlich und mit stimmgewaltiger Intonierung des „Irish Rover“.
Samstag, 2.6.: Abschied von Brian und Bridget Roberts, die unsere musikalische Darbietung des gestrigen Abends mit einer eigenen Version des Irish Rover, nämlich den „Munich Rowers“ toppten. Rein in den Bus und ab nach Dublin, wo sich die Gruppe abends im Haddington House zum ultimativen Abschlussessen vereinte und Rolf als Dank für die wunderbare Organisation eine exklusive Flasche von seinem Lieblings-Whiskey (Jameson Black Barree Cask Strengh!) überreichte.
Fazit: es war eine beeindruckende Ruderwoche mit faszinierenden Eindrücken, viel Geschichte, oft nassen Füssen und viel Sonnenschein. Rolf und die jeweiligen godfather haben die Tour und Etappen super vorbereitet. Die Organisation und Durchführung von Brian war spitze, das Miteinander auf dem Wasser und Abends wellnessähnlich.
Rolf, die Tourfahrer Inge, Max, Isolde, Klaus, Conny, Marc, Alex, Dierk, Thomas (2fach), Janni, Eva, Christiane, Fridtjof, Hermann und Robert danken Dir mit einem dreifachen Hipp, hurrah
Photos/Text MB/JB/TB
The Munich Rowers (Melody: The Irish Rover)
The big crew form Munich have been a week here,
They spent most of the time just screaming for beer.
Oh they knew how to row, but I really hate,
How day after day, they are half an hour late.
Refrain:
And it`s no nay never, no never no more,
Will the big crew from Munich row the Barrow and Noire
Thomas was eager but made a mistake,
Let go of his oars and fell in the lake.
After that moment the rowing was pure,
Till Robert and Janni then fell in the suir.
Refrain
They tied boats on the trailer but we had to check,
Poor Andrew went home, a complete nervous wreck.
And I made mistakes and the biggest by far
Was telling Rolf Louis he could play my guitar.
Refrain
The Munich contigent came back on the bus,
Most went to the hotel, the rest came to us.
We went to a bar down by the sea shore,
We partied, we sang and we ate and drank more.
Refrain
…..ganz Irland?